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Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA)

Unsere Geschichte

Das im September 2008 gegründete Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) ist ein junges Forschungsinstitut. Es ist die einzige außeruniversitäre Einrichtung in der Bundesrepublik Deutschland, die sich schwerpunktmäßig mit der Archäologie in Skandinavien, dem nordatlantischen Raum, dem Baltikum und dem ehemaligen Ostpreußen (Teile Polens, Litauens und Russlands) befasst. 

Mit seinem großräumigem Forschungsfeld und der Möglichkeit, langfristige, zeit- und kostenintensive Projekte mit neuesten Methoden und im internationalen Kollegium erfolgreich durchzuführen, gelingt es dem ZBSA, eine nationale und internationale institutionelle Lücke zu füllen.

Unser Forschungsauftrag

Unser Forschungsauftrag ist es, die grundlegenden archäologischen Fragestellungen zu unserem Untersuchungsgebiet raum- und epochenübergreifend, methodisch vielfältig und interdisziplinär in einem internationalen Netzwerk zu analysieren und die Erkenntnisse dieses Forschungsprozesses sichtbar werden zu lassen [Unser Leitbild].

Unser Ziel

Ziel der wissenschaftlichen Arbeit am ZBSA ist eine breit gefächerte Rekonstruktion der Vergangenheit, unter Zuhilfenahme natur- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen und besonderer Berücksichtigung der Alleinstellungsmerkmale unseres Arbeitsgebietes.

Unsere Alleinstellungsmerkmale

Das Kernarbeitsgebiet des ZBSA, Skandinavien, der nordatlantische Raum, das Baltikum und das ehemalige Ostpreußen, weist eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen auf:   

  •  die periphere Lage des Forschungsraumes im Verhältnis zu den bestimmenden Hochkulturen Mitteleuropas und des Mediterraneums,
  • die maritime Prägung der archäologischen Kulturen an Nord-und Ostsee mit weitreichenden Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung, aber auch für weitgespannte Kommunikationsnetze,
  •  das vergleichsweise nur begrenzte Vorhandensein wichtiger Rohstoffe, besonders Metalle,
  •  das reiche archäologische Erbe, insbesondere aus Meeren, Mooren und Feuchtgebieten.

Die genannten Alleinstellungsmerkmale haben zu spezifischen Kulturmodellen mit individuellen Kommunikationslösungen, eigenständigen Formensprachen und Innovationen geführt. Dabei bewegt sich der chronologische Rahmen unserer Forschung von der ersten menschlichen Besiedlung im Arbeitsgebiet bis hin zu historischer Archäologie.

Neben den besonderen Alleinstellungsmerkmalen bietet der von uns vorrangig betrachtete Untersuchungsraum eine Reihe von Eigenheiten, die in den unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen Skandinaviens, der baltischen Staaten und der Regionen im ehemaligen Ostpreußen begründet sind und besonderer Berücksichtigung bedürfen.

Unsere Struktur

Vor dem Hintergrund unseres Forschungsraums und seiner speziellen Anforderungen haben wir unsere Forschungsstruktur entwickelt. Diese Struktur trägt zuvorderst einem umfassenden Archäologieanspruch Rechnung, aber wir setzen auch deutliche Gewichtungen, die sich an den archäologischen Alleinstellungsmerkmalen unseres Arbeitsgebiets orientieren.

Die Arbeit am ZBSA ist inhaltlich in die drei Themenbereiche Mensch & Artefakt, Mensch und Gesellschaft sowie Mensch und Umwelt gegliedert. Ihnen sind die einzelnen Forschungsprojektedes ZBSA zugeordnet.

Gemeinsame Forschungsfragen unterschiedlicher Projekte werden in Forschungsschwerpunkten konzipiert und diskutiert. Die Schwerpunkte sind den einzelnen Themenbereichen zugeordnet, können deren Grenzen jedoch auch inhaltlich überschreiten.

Derzeit haben wir neun Forschungsschwerpunkte:

Bildforschung

Das ehemalige Ostpreußen im Netzwerk baltischer Archäologie

Grundlagenforschung in der naturwissenschaftlichen Archäologie

Heeresausrüstungsopfer

Jagd- und Fischereigeschichte

Jenseits des Grabes – Soziale und kulturelle Dimensionen des Umgangs mit dem Tod

Research Cluster Hedeby, Slesvig and beyond

Technologie – Tradition und Innovation

Wildbeuter in ihrer Umwelt

Unsere Projekte führen wir in enger Kooperation vorrangig mit  Partnerinstitutionen in dem gesamten Arbeitsgebiet durch, doch zuweilen wird auch geographisch weiter ausgegriffen.

Das ZBSA ist eine Plattform für international vernetzte Forschung, die unterschiedliche, geistes- und naturwissenschaftlich verankerte Forschungstraditionen, Wissenschaftskulturen und Archäologieauffassungen vereinigt. Zusätzlich stellen wir den Kooperationspartnern unsere wissenschaftliche Expertise und unsere infrastrukturellen Einrichtungen zur Verfügung:

Abteilung für Geografische Informationssysteme

Archäozoologische Vergleichssammlung

Lithics Analysis Laboratory

Fachbibliothek mit dem Sammelschwerpunkt auf der Archäologie Skandinaviens und des Ostseeraums

Unsere Grundsätze

Das ZBSA bekennt sich zu den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgestellten Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und hat zusätzlich eigene ZBSA Empfehlungen zu wissenschaftlicher Integrität aufgestellt. 

Unser Forschungsgegenstand und unsere Selbstauffassung bedingen und erfordern eine internationale Ausrichtung unserer Tätigkeiten. Wir fördern die Internationalisierung unseres Kollegiums durch internationale Stellenausschreibungen. Grenzen überschreitender Diskurs ist für uns die Basis exzellenter Forschungspraxis; dies gilt umso mehr, da wir als Brücke zwischen verschiedenen, in unserem Arbeitsgebiet historisch gewachsenen Forschungstraditionen, dienen.

Gleichstellung und Chancengleichheit sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind wesentlicher Teil unseres Selbstverständnisses, wie sich in dem hohen Frauenanteil von über 50 %, auch in Führungspositionen, zeigt. 

Wir legen Wert auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und schaffen wissenschaftliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Karriereverlauf.

Unser Standort

Als Einrichtung der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen arbeiten wir unter einem Dach mit dem Museum für Archäologie, Schloss Gottorf, das mit einer 180-jährigen Institutsgeschichte eines der ältesten seiner Art in Deutschland ist. Gleichsam stehen wir mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als Partneruniversität in enger Verbindung, derzeit vor allem durch die intensive Kooperation in zwei großen Verbundprojekten: dem SFB 1266 „TransformationsDimensionen“ (http://www.sfb1266.uni-kiel.de/de) und dem Exzellenzcluster ROOTS – Social, Environmental, and Cultural Connectivity in Past Societies (http://www.cluster-roots.org).

Im nationalen Kontext der Bundesrepublik Deutschland kommt dem Bundesland Schleswig-Holstein auf Grund seiner geographischen Lage eine besondere Position zu. Es grenzt im Westen an die Nordsee und damit im weiteren Sinne an den Nordatlantik, im Osten an die Ostsee, und durch die jütische Halbinsel verbindet das Land zudem den mitteleuropäischen Kontinent mit Skandinavien.

Die Stadt Schleswig zeichnet sich durch ihre wechselvolle Geschichte zwischen Deutschland und Dänemark aus. Ihre Vorgängersiedlung Haithabu, zur Wikingerzeit eine florierende Hafen- und Handelsstadt an der Schnittstelle zwischen Skandinavien und Mitteleuropa und heute UNDESCO Weltkulturerbe, ist mit ihrem reichen Fundmaterial seit über 100 Jahren Gegenstand der archäologischen Forschung. In jüngeren Zeiten nahm Schloss Gottorf als Residenz der Gottorfer Herzöge und der dänischen Statthalter eine tragende Rolle ein.

In dieser Umgebung mit historischer Tradition, aber modernem Forschungsmilieu, findet das ZBSA eine ideale Position, die mit der Schlei und den nahen Stränden der beiden Meere auch naturräumlich ein attraktives Lebensumfeld darstellt.