From the Atlantic to beyond the Bug River. Finding and Defining the Federmesser-Gruppen/Azilian
Sonja B. Grimm, Mara-Julia Weber, Ludovic Mevel, Iwona Sobkowiak-Tabaka (eds.)
Proceedings of Session A5b (Commission »The Final Palaeolithic of Northern Eurasia«) of the
XVIIth UISPP Congress, Burgos, September 2014
Römisch-Germanisches Zentralmuseum – Tagungen 40
In den 1940er Jahren bezeichnete Hermann Schwabedissen norddeutsches Fundmaterial aus der Zeit des spätglazialen Interstadials (etwa von 14.700 bis 12.900 Jahre vor heute) als »Federmesser-Gruppen«, wogegen Édouard Piette bereits in den 1880er Jahren vergleichbare Funde dieser Zeitstellung in Frankreich nach der Höhle Mas d’Azil als Leittypen des Azilien benannte. In Polen führte Romuald Schild zudem in den 1980er Jahren noch den Begriff Arch-Backed Point Groups ein. Die Frage nach der tatsächlichen Beziehung der in diese Gruppen eingeordneten Jäger-Sammler-Gemeinschaften taucht immer wieder auf. Der Mangel einer Beantwortung geht möglicherweise auch auf die insgesamt nur wenigen gut untersuchten Fundstellen aus dieser Zeit zurück. Auch organische Funde sind überaus selten erhalten, wodurch eine weitere chronologische Auflösung dieses Zeitraums schwierig ist. Insbesondere die Mitte des Interstadials (ca. 13.900–13.500 Jahre vor heute) kann man als die »Dark Ages« des Spätglazials bezeichnen. Doch genau in diesem Zeitraum scheint sich nach genetischen Studien ein tiefgreifender demographischer Wandel im nördlichen Europa vollzogen zu haben (Posth et al. 2016; Fu et al. 2016).
Daher widmeten Sonja B. Grimm (damals: RGZM, heute: ZBSA), Mara-Julia Weber (ZBSA), Ludovic Mevel (CNRS, Nanterre/F) und Iwona Sobkowiak-Tabaka (damals: Academy of Sciences, Archeological and Ethnological Institute, heute: Adam Mickiewicz University, Poznań/PL) diesem Thema eine Session während des 17. UISPP-Kongresses 2014 in Burgos. Sie gehörte zu den Sessions der UISPP-Kommission »The Final Palaeolithic of Northern Eurasia« und enthielt zehn Vorträge und ein Poster.
Acht Beiträge wurden Anfang des Jahres 2020 als Artikel zusammen mit einem Editorial in diesem Tagungsband vorgelegt. Für die Endredaktion erhielten die Herausgeber*innen maßgebliche Hilfe von Gundula Lidke aus dem ZBSA, das diesen 40. Band der Reihe »Römisch-Germanisches Zentralmuseum – Tagungen« mitfinanzierte. Der rund 150 Seiten starke Band verdankt auch ihr wesentlich sein gutes Erscheinungsbild. Durch die Unterstützung des RGZM konnte dieser Band neben der Buchausgabe auch als Open Access in der Propylaeums-Reihe veröffentlicht werden. Thematisch werden vor allem Besiedlungsmuster, Umweltbedingungen und technologische Vergleiche behandelt, denen sich die Autor*innen auf unterschiedlichste Weise nähern: Neben klassischen typo-technologischen Analysen von Steinartefakten finden sich beispielsweise Gebrauchsspurenanalysen, archäozoologische Auswertungen und Landschaftsmodellierungen. Dennoch zeigen auch die Beiträge dieses Bandes, dass für den betrachteten Zeitraum bis heute die nationalen Forschungstraditionen vorherrschen und sich nur schwer aufbrechen lassen.
Mainz 2020
Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
ISBN 978-3-948465-05-6
e-ISBN 978-3-948465-04-9
140 Seiten