Gemeinsamens Buchprojekt: M. Bertram/D. Quast/A. Rau, „Das Schwert mit dem goldenen Griff. Eine Prunkbestattung der Völkerwanderungszeit“
M. Bertram/D. Quast/A. Rau, Das Schwert mit dem goldenen Griff. Eine Prunkbestattung der Völkerwanderungszeit. Die Sammlungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte 5 (Regensburg 2019). ISBN: 978-3-7954-3475-5
Mitte des Jahres 2019 konnte das Projekt „Der Berliner chef militaire“ mit der Fertigungstellung eines Manuskriptes beendet werden, das im Dezember 2019 als Buch mit dem Titel „Das Schwert mit dem goldenen Griff. Eine Prunkbestattung der Völkerwanderungszeit“ erschienen ist. Das aus einer Privatsammlung stammende und im Jahr 2007 vom Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte angekaufte Beigabenensemble ist darin erstmals umfassend vorgestellt und analysiert worden.
Als hauptverantwortliche Autoren waren Marion Bertram (Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Dieter Quast (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Leibniz Forschungsinstitut für Archäologie) und Andreas Rau (ZBSA) verantwortlich. Ergänzende Beiträge behandeln zudem die auf der Rückseite des Schwerscheidenmundbleches eingeritzte Runeninschrift, verfasst von Sigmund Oehrl (Institutionen för arkeologi och antikens kultur, Stockholms universitet), sowie die computertomographische Untersuchung der Schwertklinge von Ulrich Lehmann (LWL-Archäologie für Westfalen, Münster).
Obwohl die Unkenntnis von Fundort, Fundzeit sowie des näheren Kontextes die Aussagen zur historischen Einordnung des Ensembles erheblich behindert, lassen sich aus dem reichen Fundbestand, der mit allergrößter Wahrscheinlichkeit einem einzelnen Grab der 1. Hälfte des 5. Jahrhundert zugeschrieben kann, wichtige Erkenntnisse über die spätantiken Militäreliten gewinnen. Während die Bewaffnung – darunter besonders augenfällig der goldene Schwertgriff und der mit vergoldetem Silberblech überzogenen Schildbuckel – mutmaßlich aus römischen Werkstätten stammt, zeigen die Trachtbestandteile vor allem einen Bezug zum südwestdeutschen-„alamannischen“ Raum auf. Auf ein germanischsprachiges Umfeld deutet auch die Runeninschrift hin, wenngleich für diese bislang stark abweichende und letztlich nur bedingt überzeugende Lesungen und Übersetzungen vorgeschlagen wurden. Derweil muss das umfangreiche Tischgeschirr aus Metall-, Ton- und Glasgefäßen provinzialrömischer Herkunft so interpretiert werden, dass der Bestattete oder zumindest Teile der ihn Bestattenden, genaue Kenntnis der provinzialrömischen Speise- und Bewirtungssitten gehabt haben.
Das Spektrum der Objekte lässt einen Bezug zum unteren Maingebiet vermuten, dass zwischen 370-ca. 450 n. Chr. – obwohl „offiziell“ im Barbaricum gelegen – einen starken Bezug zum linksrheinischen spätrömischen Provinzgebiet aufweist. Teilweise frappierende Übereinstimmungen zeigen sich dabei z.B. zu einer bereits 1925 unsachgemäß geborgenen Grabausstattung aus dem Frankfurter Stadtteil Praunheim. Die besprochen Beigaben können daher ebenfalls als Ausstattung der Grablege eines Mitgliedes der barbarischen Militärelite gedeutet werden, das möglicherweise im Auftrag und mit Unterstützung des römischen Reiches eine Rolle in der Vorfeldverteidigung übernahm.