Architektur der Macht in Nord- und Mittelosteuropa (700-1300 n.Chr.) – eigenständige Entwicklung oder fränkische bzw. jüngere Beeinflussung?
Tagungsband auf der Basis einer Veranstaltung in Uppsala (Juni 2023)
Oliver Grimm and John Ljungkvist, in cooperation with Sven Kalmring, Thorsten Lemm, Olof Sundqvist and Torun Zachrisson, Northern and Central-East European architecture and landscape of power (late first millennium AD to 1300 AD) – was there a development of its own or a Frankish-Late Antique transfer of ideas?
Der Ausgangspunkt des Buchs ist Architektur der Macht im Norden. Jene aus Stein aus der Zeit nach 1000 ist seit langem durch Ruinen bekannt, jene aus Holz ist demgegenüber erst in den letzten Jahrzehnten freigelegt worden, mit einem Schwerpunkt auf dem jüngeren ersten Jahrtausend n.Chr. Um prominente Beispiele aus Schweden zu nennen; die Holzbauweise begegnet in Uppåkra und Uppsala, Stein in Alsnöhus und Vadstena. An maßgeblichen Gebäude sind Hallen für Versammlungen, Kultgebäude (Kirchen) bzw. Wohngebäude benennbar. Bemerkenswerterweise können auch nicht-archäologische Quellen, schriftlich und bildlich, zur Rekonstruktion vormoderner Machtsitze und Architektur der Macht herangezogen werden, die reich an Details sind. Was Mittelosteuropa angeht, im vorliegenden Fall das Großmährische Reich (im wesentlichen für das 9. Jh.) und das frühpiastische Polen (10. bis 13. Jh.), so liefert Archäologie die wesentlichen Anhaltspunkte für eine Rekonstruktion repräsentativer Architektur.
Nord- und Mittelosteuropa verbindet miteinander, dass beide Regionen als Peripherie des mittel(west)europäischen Karolinger- bis Stauferreichs (751 bis zum 13. Jahrhundert) angesehen werden können. Und dies führt weiter zur Leitfrage: Architektur und Landschaft der Macht in Nord- und Mittelosteuropa (spätes 1. Jahrtausend bis 1300) – gab es eine eigenständige Entwicklung oder einen spätantik-fränkischen Ideentransfer? Diese Frage hat Gewicht dadurch, dass westslawische und dänische Delegationen an fränkischen und jüngeren Herrschaftssitzen (Pfalzen) empfangen wurden; die Architektur war ihnen also bekannt.
Im Buch wird kontinentale ‘Pfalzenforschung’ aus archäologischer und historischer Sicht hinzugezogen, um mögliche Vorbilder für den Norden zu benennen, beispielsweise für Aachen und Ingelheim, aber es ist auch die Frage zu stellen, ob eigentlich jene Pfalzen eigenständige Entwicklungen waren oder ihrerseits (spät)antikes Erbe aufgegriffen haben. Die Publikation greift noch weiter aus, indem auch Architekturtheorie sowie anders gelagerte repräsentative Architektur (Befestigungsanlagen oder große Grabhügel) ins Auge gefasst werden. Die Berücksichtigung von Altamerika und Altchina soll einem Eurozentrismus entgegenwirken.
Das folgende Buch, in dem erstmals ein breitgefächertes Material für Nordeuropa, aber auch für weit darüber hinaus zusammengeführt wird, erhebt den Anspruch, für viele Jahre zu einem Standardwerk zu werden, und es ist gegenüber der Konferenz noch um einige Beiträge zu ergänzen. Die Publikation wird durch ein Peer-Review-Verfahren gehen und in englischer Sprache veröffentlicht. Das Buch hat ein Gegenstück: einen Tagungsband auf der Basis einer Veranstaltung in Aachen (November 2022), in dessen Rahmen das Fränkische Reich und der Norden betrachtet wird, mit Schwerpunkt auf dem Fränkischen und den Bezügen nach Norden.
Research clusters
Man and Society
Staff
Chiefs:
Dr. Oliver Grimm
Mitarbeiter:
Dr. Thorsten Lemm
Prof. Dr. Alexandra Pesch
In cooperation with
Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen im In- und Ausland