Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit
Prof. Dr. Alexandra Pesch
Analysen der völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten, ihrer Ikonographie bzw. Semantik und Verbreitung sowie ihrer gesellschaftlich-politischen Bedeutungen sind ein Basispfeiler der Bildforschung im ZBSA. Verschiedene Forschungs- und Publikationsprojekte widmen sich unterschiedlichen Aspekten dieser kleinen Anhänger mit ihren winzigen figürlichen Darstellungen. Besonderes Augenmerk liegt auf Neufunden von Brakteaten, wie sie jedes Jahr bei Ausgrabungen und anderen archäologischen Untersuchungen – und leider auch aus dubiosen Quellen (z.B. Auktionshäuser) – ans Licht kommen. Im Rahmen des Projektes werden gemeinsam mit Kooperationspartner*innen die Neufunde bearbeitet und publiziert. Selbstverständlich werden im Rahmen wissenschaftlicher Kooperation auch Expertisen erstellt.
Das Kernteam der Brakteatenforschung:
Dr. Morten Axboe (Kopenhagen), Dr. Charlotte Behr (London), Prof. Dr. Wilhelm Heizmann (München), PD Dr. habil. Sigmund Oehrl (Stockholm), Prof. Dr. Alexandra Pesch (Schleswig).
Zum Kernteam gehörte auch der renommierte Göttinger Runologe Prof. Dr. Klaus Düwel († 2021), dessen Expertise wir schmerzlich vermissen.
Voraussetzung und Grundlage der Forschungen ist auch der intensive und regelmäßige Austausch mit weiteren Kolleginnen und Kollegen insbesondere aus Skandinavien.
Schleswiger Brakteaten-Werkstattgespräche
Nach dem Erscheinen des Katalogwerkes zur Ikonographie der Goldbrakteaten (IK) und dem Auswertungsband“ (Axboe/Heizmann 2011) sowie angesichts vieler neuer Entwicklungen und Fragen bezüglich der Fortführung der Goldbrakteatenregistrierung und –publikation wurde eine alte Tradition intensiver Forschungsdialoge wieder aufgenommen: die „Werkstattgespräche“ der internationalen Brakteatenforschung, einstmals angeregt und in Münster organisiert durch Karl Hauck. Das erste Schleswiger Brakteaten-Werkstattgespräch fand vom 3.–5. April 2019 auf Schloss Gottorf statt. Hierbei wurden aktuelle und drängende Fragen diskutiert, wie etwa: Braucht die Brakteatenforschung in Zukunft ein Zentrum, in dem Neufunde gemeldet, bearbeitet und veröffentlicht werden? Und wenn ja, wie kann dieses aussehen? Was muss dort sein, damit es attraktiv ist, Funde auch dort zu melden? Es handelte sich um ein ergebnisoffenes Treffen, einen informellen Austausch. Auch Möglichkeiten externer Finanzierung von Teilprojekten standen auf der Agenda. Dabei ist die Weiterentwicklung einer Forschungs-Datenbank beschlossen worden (s.u.). Außerdem wurde die Idee zu einem Projekt geboren, welches die bisherigen Möglichkeiten archäologischer Bildforschung auf methodisch ganz neue Füße stellen soll (-> siehe Projekt Archäologische Bildwissenschaft).
Datenbank/ open data-Ressource
Aktuell vorangetrieben wird mit der GIS-Abteilung des ZBSA der Aufbau einer öffentlich zugänglichen Datenbank. Diese enthält Informationen über alle bisher dokumentierten Goldbrakteaten, und zwar in Texten und Bildern. Die Idee ist, dass Finder bzw. Kooperationspartner Neufunde direkt online melden können; im Austausch erhalten sie dann alle Informationen, also Texte, Listen, Karten und vergleichendes Bildmaterial zum Herunterladen. In enger Zusammenarbeit mit der GIS-Abteilung (Dipl.-Ing. Karin Göbel) wurden die Grundlagen dafür bereits geschaffen: Die Fundplätze der Goldbrakteaten wurden geo-referenziert und eine ältere Access-Datenbank, welche wesentliche Daten zu den einzelnen Funden beinhaltet, mit den Geodaten verknüpft. So soll es bald möglich werden, bei Interesse an bestimmten Brakteaten, konkreten Fundregionen, Seriationen (Axboe 2004) oder auch Formularfamilien (Pesch 2007) mit Hilfe der Datenbank nach Vergleichsfunden zu suchen und dabei ikonographische, runologische, technologische und andere Aspekte in die Analyse einzubeziehen. Eigene Kartierungen relevanter Stücke sollen ebenfalls möglich werden.
Zitierte Literatur:
IK = Ikonographischer Katalog 1985–1989: Karl Hauck et al.: Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit. Ikonographischer Katalog (Münstersche Mittelalter-Schriften Bd. 24, 1,1 bis 3,2). München 1985–1989.
Heizmann/Axboe 2011: Wilhelm Heizmann, Morten Axboe (Hg.), Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde (Ergänzungsbände zum RGA 40). Berlin/New York 2011.
Axboe 2004: Morten Axboe, Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Herstellungsprobleme und Chronologie (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 38). Berlin/New York 2004.
Pesch 2007: Alexandra Pesch, Thema und Variation – Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit (Ergänzungsbände zum RGA 36). Berlin/New York 2007.
Research clusters
Man and Artefact
Research Priorities
Visual History
Staff
Prof. Dr. Alexandra Pesch
Dr. Ruth Blankenfeldt
In cooperation with
Internationales Brakteatenteam