Tagung: Quo vadis? Langfristige Forschungsprojekte in der europäischen Archäologie

26. bis 28. Oktober 2011 in Schleswig im Rahmen der Festwoche zum 175-jährigen Jubiläum des Archäologischen Landesmuseums Schleswig-Holstein

Die Anfänge der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie als ein akademisches Fach gehen in einer europaweiten Perspektive in die Jahre 1890–1930 zurück. Die einsetzende Akademisierung in Deutschland zeigt sich anhand der Entwicklung von Lehraufträgen an Universitäten ohne archäologische Institute noch im späten 19. Jh. hin zu den ersten Lehrstühlen in Berlin (Gustaf Kossinna) und Marburg (Gero von Merhart). Mit dieser Entwicklung lag Deutschland in einem allgemeinen Trend.

Wallschnitt Haithabu1934
Wallschnitt Haithabu1934

Herausragende archäologische Funde oder auch Geländedenkmäler waren bereits in der vor-akademischen Zeit der Vor- und Frühgeschichte bekannt oder auch freigelegt worden. Als bedeutende Zeugnisse sind beispielsweise das Childerich-Grab in Tournai (Freilegung im Jahr 1653) sowie die Gallehus-Hörner in Südjütland (Entdeckung in den Jahren 1639 und 1734) zu nennen. Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert setzten Ausgrabungen von bekannten Geländedenkmälern ein, die teilweise mit Unterbrechungen bis heute anhalten. Dies gilt unter anderem für Stonehenge in Großbritannien, Birka in Schweden und Jelling in Dänemark. In noch größerer Zahl reichen die Anfänge von Langzeitgrabungen jedoch in die Phase der Akademisierung des Faches Vor- und Frühgeschichte zurück.

Die archäologischen Untersuchungen, die häufig vor mehr als 100 Jahren begonnen wurden, durchliefen von ihren Anfängen bis heute ganz grundsätzliche Wandlungen. Dies betrifft die Grabungstechnik selbst, die sich ausgehend von der Entdeckung des Pfostenloches zunehmend verfeinerte, bis hin zum intensiven Einsatz naturwissenschaftlicher Disziplinen bei den Grabungen bzw. bei der Auswertung der Befunde und Funde. Weitere Neuerungen ergaben sich in den letzten Jahrzehnten durch den Einsatz von Metalldetektoren bzw. Geoprospektion.

Die Langzeitgrabungen setzten naturgemäß ihre eigene Dynamik frei, indem eine Vielzahl von Funden freigelegt wurde und eine umfangreiche Grabungsdokumentation entstand. Parallel dazu wurden komplexe Systeme von vernetzten Fragestellungen entwickelt, die sich von der detaillierten Analyse des meist äußerst umfangreichen Fundstoffes bis hin zu methodisch-theoretischen Zugängen zur Bedeutung von Großgrabungen und Langzeitprojekten erstreckten.

Die Tagung in Schleswig erhebt den Anspruch, erstmals europäische Langzeitgrabungen in das Zentrum intensiver Diskussionen zu stellen. Sie setzt sich zum Ziel, ausgehend von der Betrachtung einzelner Fundplätze in eine offene Diskussion zu den weiteren Perspektiven von Langzeitgrabungen einzutreten. Zudem müssen in diesem Zusammenhang Fragen mittel- und langfristiger Finanzierungsstrategien ebenso wie solche nach Vermittlung und musealer Präsentation aufgeworfen werden.