Dezember 2020
Falknereidarstellung in einem spätantiken Mosaik aus Argos in Griechenland
Oliver Grimm
Falknerei, das heisst die Jagd mit Greifvögeln, hatte vor spätestens 1.500 Jahren eine Verbreitung von Europa und Afrika im Westen bis nach Japan im Osten erreicht. Sie ist durch Greifvogelknochen und Falknereiausrüstung aus der Archäologie sowie bildliche und schriftliche Zeugnisse überliefert. Eine besondere Rolle spielen spätantike Mosaike mit einem Alter von jeweils rund 1.500 Jahren, die unter anderem aus Griechenland, Portugal und Tunesien stammen. Hier begegnet Falknerei in sehr farbenfroher und detaillierter Weise, in einer Mischung aus römischer Kultur (Gestaltung als Mosaike) und einem Inhalt, der Falknerei, die den Römern selbst unbekannt war. Diese Jagdart fand bildlichen Niederschlag auf Mosaiken an den Rändern des Römischen Reichs, wohin es germanischsprachige Stämme in der Völkerwanderungszeit verschlagen hatte (beispielsweise die Vandalen in Afrika). Diese Stämme brachten, zum Teil weit aus dem Osten kommend, Falknerei mit sich, von der sie über Kontakte mit den Eurasischen Reiternomaden erfahren hatten. Falknerei und ihre Geschichte ist Gegenstand intensiver Forschung am ZBSA gewesen, in Gestalt von Tagungen (2014 am ZBSA, 2018 an der New York University Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten) und gefolgt von deutlich erweiterten Publikationen (2018 und 2020). Diese Forschung gehört im ZBSA zum Schwerpunkt ‘Jagd- und Fischereigeschichte‘ vorrangig im Themenbereich ‘Mensch und Umwelt‘.
Falknereimotive aus einem Beitrag zur Bildforschung am ZBSA: Mosaik-Bild-Zyklus aus dem antiken Argos (rund 1.500 Jahre alt).