Fränkische Machtsitze und der Norden
Tagungsband auf der Basis einer Veranstaltung in Aachen (November 2022)
Matylda Gierszewska-Noszczyńska, Lutz Grunwald and Oliver Grimm (eds.), Frankish seats of power and the North – centres between diplomacy and confrontation, transfer of knowledge and economy
An vormodernen Herrschaftssitzen, wichtigen Pfeilern der Macht, bündelten sich diplomatischer Austausch und Konfrontation, sie beförderten den Wissenstransfer und wirkten als Schaltzentralen der Wirtschaft. Zwischen diesen Pfeilern zirkulierten Menschen, innovative Ideen sowie Waren aller Art. Die Konferenz, auf der die Beiträge in diesem Buch beruhen, fand in Aachen statt (November 2022), einem Machtzentrum der Karolinger und Europa allgemein, für das eine dichte Überlieferung gegeben ist; karolingische Architektur besteht noch bis heute, und es gibt, jeweils aussagekräftig, eine zeitgenössische Schriftüberlierung sowie archäologische Untersuchungen. Der Konferenzband versteht sich als Beitrag zu der seit Jahrzehnten intensiv betriebenen ‘Pfalzenforschung’, doch es wird nun erstmals der Blick nach Nordeuropa gerichtet.
Was den Norden angeht, so war die Kenntnis einer Architektur der Macht lange Zeit auf Steingebäude begrenzt, deren Fundamente zum Teil noch stehen und die in die Zeit nach 1000 gehören. Erst in den letzten Jahrzehnten konnten durch den großflächigen Detektoreinsatz in Dänemark bzw. großflächige Siedlungsgrabungen in Nordeuropa Herrschaftssitze in Holzbauweise nachgewiesen werden, vor allem für das jüngere erste Jahrtausend n.Chr. Dies betrifft vorrangig Lejre und Tissø (Dänemark), Uppåkra and Uppsala (Schweden) sowie Kaupang and Borg (Norwegen). Von diesen Orten stammen umfangreiche und teils exklusive Funde, und es gelang der Nachweis von größeren Hallen für Versammlungen und kleineren für Kult. Überraschenderweise fehlen bisher repräsentative Wohngebäude, wie sie eigentlich anzunehmen sind.
Erst nun, mit Entdeckung dieser Herrschaftssitze im Norden, zeitgleich mit der karolingischen Blüte von Aachen, kann der Versuch unternommen werden, nord- und mitteleuropäische Forschungen zusammenzubringen und die oben genannte Aspekte zu diskutieren. Das Thema erfährt eine Erweiterung dadurch, dass die Machtzentren in Aachen und Karakorum, Hauptstadt des Mongolischen Reichs in der Mitte des 13. Jhs., einer vergleichenden funktionellen Analyse unterzogen werden. Der Konferenzband wird durch ein Peer-Review-Verfahren gehen und in englischer Sprache publiziert. Das Buch hat ein Gegenstück, einen Konferenzband auf der Basis einer Tagung im mittelschwedischen Uppsala (Juni 2023). In jenem Fall liegt der Schwerpunkt auf nordeuropäischen Herrschaftssitzen aus dem Zeitraum von 700-1300 (zunächst in Holz-, dann in Steinbauweise), verbunden mit der Frage, ob es kontinentale Vorbilder gab.
Themenbereiche
Mensch und Gesellschaft
Mitarbeiter
Leitung:
Dr. Oliver Grimm
Mitarbeiter:
Dr. Thorsten Lemm
In Kooperation mit
Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen im In- und Ausland