Der Berliner »Chef militaire«. Ein Prunkgrab des frühen 5. Jhs. n. Chr.

Dr. Andreas Rau

Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte, dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz und dem ZBSA

Die fast 8 cm breite Spatha mit goldener Handhabe, dem Mundblech der Schwertscheide sowie Beschlägen der Schwertaufhängung und einem facettiert geschliffenen Bergkristallanhänger als sogenannte Schwertperle. Auf der Rückseite des silbernen vergoldeten Mundbleches findet sich eine Runeninschrift mit einem altgermanischen Text (© Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Claudia Plamp).
Die fast 8 cm breite Spatha mit goldener Handhabe, dem Mundblech der Schwertscheide sowie Beschlägen der Schwertaufhängung und einem facettiert geschliffenen Bergkristallanhänger als sogenannte Schwertperle. Auf der Rückseite des silbernen vergoldeten Mundbleches findet sich eine Runeninschrift mit einem altgermanischen Text (© Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Claudia Plamp).

Im Jahr 2007 erwarb des Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte einen Fundkomplex ohne bekannten Fundort, dessen Bestandteile offenbar dem Grab eines Mannes des frühen 5. Jhs. n. Chr. entstammen. Dieser musste mit opulenter und symbolisch signifikanter militärischer Ausrüstung, aber auch mit Reitzeug und feinem Tafelgeschirr beigesetzt worden sein. Zwar wirkt das Ensemble chronologisch und kulturell in sich stimmig und es kann sich daher kaum um einen künstlich zusammengesetzten Fund handeln, allerdings muss, weil einzelne, zu erwartende Elemente fehlen, an der Vollständigkeit des Inventars gezweifelt werden. Trotzdem deuten das vorhandene römische Tafelgeschirr aus Glas, Metall und Keramik, die exklusiven Waffen-  und Kleidungsbestandteile auf ein hochrangiges Mitglied des spätrömischen Militärwesens mit deutlichen Anklängen an barbarische Kleidungs- und Ausstattungstraditionen hin. So enthielt der Komplex u. a. einen vollständig mit vergoldetem Silberblech überzogenen Schildbuckel sowie eine lange und sehr breite römische Spatha, die einen vollgoldenen Griff besaß und in einer Scheide mit silbervergoldetem Mundblech mit einer eingeritzten Runeninschrift saß.

In einem bis 2016 durchgeführten Projekt soll dieser Fundkomplex analysiert und abschließend im Rahmen einer Monographie publiziert werden. Beteiligt sind dabei Marion Bertram (Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin), Dieter Quast (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz) und Andreas Rau (ZBSA). Auch wenn der Mangel an Befund und gar Fundort ein wesentliches Hindernis darstellt, ist der Berliner »Chef militaire« (der Terminus entstammt der Benennung eines im 19. Jh. in Vermand, Nordfrankreich, ausgegrabenen vergleichbar reichen Grabes) ein wichtiger Ausgangspunkt zur Diskussion über die Selbstdarstellung und das Selbstverständnis der Mitglieder des spätrömischen Militärs in den Grenzregionen zum Barbaricum.

Schildbuckel
Der eiserne Schildbuckel ist gänzlich mit vergoldetem Silberblech belegt (© Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Claudia Plamp).
 
Themenbereiche

Mensch und Gesellschaft

 
 
Forschungsschwerpunkte

Jenseits des Grabes

Mitarbeiter

Leitung:
Dr. Andreas Rau