Ausgewählte Kleinfunde vom vermeintlich römischen Landeplatz Bentumersiel

In Kooperation mit dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) in Wilhelmshaven wird im Rahmen eines Forschungs- und Publikationsprojektes (Koordination Dr. Annette Siegmüller, NIhK) der Fundplatz Bentumersiel an der unteren Ems neu bearbeitet. Die Analyse der metallenen Kleinfunde wird dabei durch Dr. N. Lau und Dr. A. Rau, beide ZBSA, durchgeführt.

Erste Funde wurden im Bentumersiel bereits zwischen 1928 und 1930 im Zuge des Abbaus von Ziegelton freigelegt. Ausgrabungen fanden in den frühen 1970er Jahren statt, fortgesetzt wurden sie 2006–2008 unter Leitung von Dr. E. Strahl (NIhK). Die Befunde der frühen Ausgrabungen, die auffallend vielen römischen Funde aus Metall und Keramik, die bodenkundlichen und vegetationswissenschaftlichen Aspekte und die Tierknochen wurden bereits 1977 von K. Brandt, G. Ulbert, K.-E. Behre und D. Zawatka/H. Reichstein publiziert (Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 12, Hildesheim 1977). Weitere Artikel zu den neueren Ausgrabungen wurden u. a. zwischen 2003 und 2011 von E. Strahl veröffentlicht.

Lage des Fundplatzes Bentumersiel an der Ems (Quelle: GoogleEarth 08.12.2014)

Der Fundplatz, auf dem bereits eine Siedlung der vorrömischen Eisenzeit nachgewiesen werden kann, ist geprägt durch einen außergewöhnlich hohen Anteil von Objekten aus dem Kontext des römischen Militärs des frühen 1. Jhs. n. Chr. Hierbei handelt es sich vor allem um Ausrüstungsteile römischer Legionäre und Elemente von Pferdegeschirr, aber auch um Terra Sigillata und Fragmente unterschiedlicher römischer Gebrauchskeramik. Befunde, die eindeutig in das 1. Jh. n. Chr. gehören, wurden bislang allerdings nicht zweifelsfrei identifiziert. Bereits G. Ulbert schlug 1977 vor, dass diese Funde mit großer Wahrscheinlichkeit mit den schriftlich überlieferten Feldzügen des Germanicus in den Jahren 15/16 n. Chr., bei denen die großen Flüsse als Einfalls- und Versorgungsrouten in das Landesinnere genutzt wurden, in Verbindung zu bringen seien. Diese Interpretation wurde in der Forschung kontrovers diskutiert. Ein kleiner Anteil der Funde weist allerdings auch in das 2. und 3. Jh. n. Chr.

Die neue Analyse, basierend auf einer genauen Datierung und Einordnung der Kleinfunde, soll unter anderem zur Interpretation des Fundplatzcharakters und darüber hinaus zur Erkenntnis seiner Bedeutung für das Weser-Ems-Gebiet als Anlaufpunkt für die römischen Feldzüge des frühen 1. Jhs. n. Chr. beitragen.

 
Themenbereiche

Mensch und Gesellschaft

 
 
Forschungsschwerpunkte

Mitarbeiter

Dr. Nina Lau

Dr. Andreas Rau

 
 
In Kooperation mit

Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung (NIhK) in Wilhelmshaven

http://www.nihk.de/