Community on Fortification Research (COMFORT)

Die mehreren tausend europäischen Festungsanlagen sind in fast allen europäischen Landschaften allgegenwärtig. Aufgrund ihrer Größe, Komplexität und Heterogenität lassen sie sich jedoch nur schwer als Ganzes untersuchen und sind daher noch immer nicht umfassend erforscht. Trotz der langen Forschungsgeschichte, die bis in die Anfänge der Archäologie selbst zurückreicht, ist erstaunlich wenig über allgemeine Entwicklungstendenzen und Fragen zu Definition, Terminologie, Chronologie, Typologie, Funktionen oder ihrer Rolle und Verflechtung innerhalb der archäologischen Kulturlandschaft bekannt. Die Vielfältigkeit des Phänomens zeigt sich in den vielen Bezeichnungen, mit denen Befestigungen benannt werden (z. B. Hillforts, Strongholds, Enclosures usw.).

Hillfort in Grobina, Latvia
Burgwall in Grobina, Lettland (Foto: T. Ibsen, ZBSA).

Heutzutage können Archäologen neben Ausgrabungen eine ganze Reihe neuer, leistungsfähiger Untersuchungsmethoden einsetzen: Geophysik, Luftbildaufnahmen und LIDAR-Scans, Pollenanalysen, Bohrungen, geochemische Bodenanalysen, Mikrostratigraphie, C14-Datierungen und GIS-basierte Studien, um all die verschiedenen Daten anzuzeigen, zu kombinieren und ganzheitlich zu analysieren. Da es keine einheitliche Strategie für die Untersuchung von Befestigungsanlagen gibt, ist ein ständiger Austausch zwischen den Forschern erforderlich, um individuelle Ansätze zu entwickeln, die auf die jeweilige Anlage mit ihrer Biografie und ihren Herausforderungen eingehen.

Da das Interesse an Befestigungsanlagen und ihren Verbindungen zu Phänomenen wie Konflikten, Hierarchien oder Handel sowie ihren Auswirkungen auf die soziale und räumliche Organisation stetig wächst, ist es schwierig, den Überblick über die fast unzählige Zahl der damit verbundenen archäologischen Aktivitäten und Publikationen zu behalten.

Vor dem Hintergrund des hier skizzierten großen Bedarfes an europaweitem Wissenstransfer zu Befestigungsanlagen initiierte das ZBSA im Jahr 2018 – in Nachfolge des früheren ZBSA-Projekts „Baltic Hillfort Network (BHN)“ – die „Community on Fortification Research (COMFORT)“ im Rahmen der European Association of Archaeologists (EAA) mit dem Ziel:

  • eine Diskussionsplattform zu etablieren und den Austausch von Informationen zur Burgwallforschung zu fördern
  • aktuelle Forschungsfragen zu identifizieren
  • gemeinsame Untersuchungsstrategien zu implementieren
  • zur Entwicklung von Rahmenwerken zur Interpretation von Befestigungsanlagen beizutragen
  • gemeinsame Dokumentationsstandards zu entwickeln
  • Workshops und Sessions zur Archäologie von Befestigungen und verwandten Bauwerken bei den Jahrestagungen der EAA zu organisieren, die eine breite Beteiligung auch benachbarter Disziplinen ermöglichen

Das Projekt ist eng mit dem ZBSA-Projekt „Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung – Siedlungsarchäologische Grundlagenforschung zur Eisenzeit im Baltikum“ verbunden.

 
Themenbereiche

Mensch und Gesellschaft

 
 
Forschungsschwerpunkte

Das ehemalige Ostpreußen im Netzwerk baltischer Archäologie

Mitarbeiter

Prof. Dr. Dr. h.c. Claus von Carnap-Bornheim

Dr. Timo Ibsen

 
 
In Kooperation mit

Dr. Sebastian Messal, Deutsches Archäologisches Institut Berlin

Prof. Birgit Maixner, Department of Archaeology and Cultural History, Norwegian University of Science and Technology (NTNU)