Die Fundregion Ahrenshöft im Kontext der jungpaläolithischen Havelte-Gruppe

Publikationsprojekt Dr. Mara-Julia Weber, Dipl.-Geogr. Karin Göbel

Fundplätze der Hamburger Kultur im nordwesteuropäischen Kontext
Die spätglaziale Wiederbesiedlung der nordeuropäischen Tiefebene ist mit der Hamburger Kultur verbunden, zu deren interner Chronologie und technologischer Charakterisierung die Untersuchung und monographische Publikation der Fundstellen Ahrenshöft LA 73 und LA 58 D beitragen. Durch den Förderpreis der Hugo Obermaier-Gesellschaft wurden 2008 eine neue Ausgrabung an der Lokalität LA 58 D sowie in diesem Zusammenhang die naturwissenschaftliche Untersuchung des Lagerplatzes mit internationalen Kooperationspartnern ermöglicht (cf. Weber et al. 2010). Neben der Aufarbeitung der ergrabenen Artefakte wurde 2009 die palynologische, mikromorphologische und mikrotephrologische Analyse fortgesetzt, wozu auch kurzzeitige Geländeaktivitäten in Zusammenarbeit mit Ingo Clausen, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, durchgeführt wurden.

Ausgrabungsfläche

Die Untersuchung der 2009 entnommenen Pollenproben durch Dr. Hartmut Usinger zeigt zusammen mit den von Jun.-Prof. Dr. Christopher E. Miller, Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen, erzielten mikromorphologischen Ergebnissen, dass widersprüchliche Beobachtungen zu den 2008 gewonnenen Pollen- und Mikrotephraproben durch postdepositionelle Prozesse erklärt werden können. Zudem scheint die Analyse der Pollenproben aus dem Jahr 2009 die Datierung des Fundplatzes in das frühe Allerød zu bestätigen, die anhand der 1995 erzielten palynologischen Ergebnisse vorgeschlagen worden war, jedoch nicht in Einklang mit dem einzigen 14C-Ergebnis zur menschlichen Anwesenheit an diesem Platz steht. In Zusammenarbeit mit Dr. Rupert A. Housley, ehemals RESET consortium, und Dr. Felix Riede, Institut for Kultur og Samfund an der Universität Aarhus, wurde mit der Vulkanaschenstratigraphie eine weitere Methode zur zeitlichen Einordnung der Fundstelle herangezogen. Die chemische Charakterisierung der in drei Proben aus den Jahren 2008 und 2009 beobachteten Mikrotephren identifiziert sie als Produkt eines isländischen Vulkanausbruchs, die stratigraphische Auflösung des Fundplatzes ist jedoch nicht hoch genug, um sie eindeutig einem bestimmten Ereignis zuordnen zu können.

Neben der für einen Fundplatz der Havelte-Gruppe sehr jungen Datierung war auch die archäologische Homogenität des Platzes überprüfenswert und Grund für die Erweiterung der ergrabenen Fläche, denn im 1995 geborgenen Steinartefaktinventar fielen Elemente auf, die möglicherweise von den folgenden Federmesser-Gruppen stammen könnten. Zumindest im 2008 freigelegten Bereich des Lagerplatzes ergaben sich jedoch keine weiteren Hinweise auf eine Vermischung mit jüngerem Material oder eine Überschneidung zweier Fundstellen.

Um unter anderem weitere Hinweise auf die Genese und Taphonomie des Fundplatzes zu gewinnen, digitalisierte Cand.mag. Ditte Skov Jensen, ehemals Aarhus Universitet, in der GIS-Abteilung des ZBSA die Grabungspläne, kombinierte sie zusammen mit der Funddatenbank in einem GIS und führte im Rahmen ihrer Abschlussarbeit (speciale) im Jahr 2011 verschiedene räumliche Untersuchungen durch. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die räumliche Verteilung der Artefakte, die bei den Ausgrabungen beobachtet wurde, nicht zufällig war und keinesfalls allein durch natürliche Prozesse entstanden sein kann. Im Jahr 2014 wurde in der GIS-Abteilung des ZBSA auch die Dokumentation des Platzes LA 73 digitalisiert, so dass nun räumliche Analysen im Hinblick auf periglaziale Prozesse nach der Nutzung des Lagerplatzes, aber auch auf Aktivitätszonen durchgeführt werden können.

Welche Aktivitäten in Ahrenshöft stattfanden, werden die Ergebnisse der Mikrogebrauchsspurenanalyse zeigen, die Ass. Prof. Katsuhiro Sano, Tokyo University Museum, an den Projektilspitzen und ausgewählten Werkzeugen der Lokalität LA 58 D durchführt.

Um die Zeugnisse der Havelte-Gruppe in Ahrenshöft im Zusammenhang des ausgehenden Jungpaläolithikums am Rand der menschlichen Ökumene zu verstehen, werden sie mit denjenigen des zeitgenössischen dänischen Fundplatzes Krogsbølle verglichen, der von einer Arbeitsgruppe um Felix Riede und unter Beteiligung von Mara-Julia Weber untersucht wird.

Themenbereiche

Mensch und Umwelt

 
 
Forschungsschwerpunkte

Wildbeuter in ihrer Umwelt

Mitarbeiter

Leitung:
Dr. Mara-Julia Weber

Mitarbeiter:
Dipl.-Geogr. Karin Göbel