Medaillon-Imitationen – Vorbilder im Römischen Reich, Fundumstände und Funktion in Nordeuropa
Dr. Oliver Grimm, Prof. Dr. phil. habil. Alexandra Pesch
Goldene Medaillon-Imitationen, definiert als nordeuropäische Nachbildungen römischer Medaillons und Multipla (Mehrfachwerte), die mit Ösen und zum Teil Rahmen bzw. Randzonen versehen sind, stellen von der Zahl her eine überschaubare, in der Forschung wenig berücksichtigte Fundgruppe am Übergang von der Spätkaiser- zur Völkerwanderungszeit dar. Diese Objekte weisen häufig Kapitalisinschriften auf und zählen zu den Schlüsselstücken der Kunstentwicklung in der nördlichen Germania.
Insgesamt sind bisher 17 solcher Medaillon-Imitationen aus Nordeuropa bekannt, die eine ungleichmäßige Verbreitung mit Schwerpunkten in Westnorwegen sowie Gotland und Boshuslän in Schweden aufweisen. Aus Dänemark ist dagegen nur ein einziger derartiger Fund überliefert. Die Objekte stammen zum Teil aus Gräbern und zum Teil aus Lesefunden.
Mit der Integration des seit 2012 laufenden ZBSA-Projektes in einen größeren Rahmen (IMAGMA-Projekt, http://www.imagma.eu/) unter der Federführung von Prof. Dr. Aleksander Bursche, Universität Warschau, und Dr. David Wigg-Wolf, RGK Frankfurt, haben sich vielversprechende Möglichkeiten eröffnet, das Phänomen der nordischen Münzappropriation und auch zur vorwikingischen Pressblechkultur allgemein ergeben. Im ZBSA werden weiterhin vor allem zwei Ziele verfolgt: Zum einen gilt es, für diese nur im Norden ausgeprägte Fundgattung eine Schwerpunktstudie zu erarbeiten. Die Stücke werden in ihren Fundumständen verglichen und im Rahmen einer breiter gefächerten Landschaftsanalyse betrachtet (O. Grimm). Zum anderen soll der Transformationsprozess in Nordeuropa, der im 4. Jahrhundert die Medaillon-Imitationen und im 5./6. Jahrhundert auch die völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten hervorgebracht hat, analysiert werden. Wie entwickelten sich die römischen Münzen über barbarische Nachprägungen, Imitationen und Eigenprägungen hin zu den nordischen Pressblechen? Was genau waren die Vorbilder der Medaillon-Imitationen, römische Prägungen oder barbarische Weiterentwicklungen? Es geht dabei auch um die Entwicklung von Ansätzen zur Bedeutung der Bilddarstellungen als Träger politischer Botschaften.
Themenbereiche
Mensch und Artefakt
Forschungsschwerpunkte
Bildforschung
Mitarbeiter
Leitung:
Dr. Oliver Grimm
Priv.-Doz. Dr. phil. habil. Alexandra Pesch