Mensch und Umwelt
Dieser Themenbereich umfasst Projekte, die sich auf methodologisch unterschiedliche Weise in historischer Perspektive dem Studium von Interaktionen zwischen Menschen und der natürlichen Umwelt des Ostseeraumes widmen.
Die kulturelle Entwicklung reflektiert hier von den späteiszeitlichen Rentierjägern über die Bauern der frühneolitischen Trichterbecherkultur bis zu den wikingerzeitlichen Handelsplätzen an den Ufern des Meeres immer auch die Geschichte der aquatischen und terrestrischen Umwelt. Im skandinavisch-baltischen Raum wirkten sich vor allem die markanten Veränderungen der Topographie sowie die Sukzessionen von Flora und Fauna entscheidend auf das menschliche Verhalten aus. Über allem stehen Klimaveränderungen und ihre Folgen für die Ökosysteme, in denen sich die Menschen bewegten. Sie zwangen zu Anpassungen, forderten Innovationen und konnten gesellschaftliche Veränderungen anstoßen.
Genauso wichtig für diesen Themenbereich ist die umgekehrte Perspektive: Auch Menschen nahmen stets Einfluss auf ihre Umwelt. Dieser war im Paläolithikum und Mesolithikum wenig wirksam, stieg aber an, als in späteren Zeitabschnitten produzierende Wirtschaftsweisen Eingriffe in die Landschaft erzwangen. Der Mensch veränderte jetzt gezielt die natürliche Umwelt, etwa durch Anlegen von festen Siedlungen oder Feldern, durch das Halten von Haustierherden und das Verbringen von Tieren als Handelsware oder als Statussymbol, oder auch durch die gezielte Jagd auf bestimmte Großtiere – sei es, weil diese Arten als bedrohlich für Haus und Hof empfunden wurden oder sich spezielle Jagdtraditionen herausbildeten.
Ziel dieses Themenbereichs ist es, sowohl die Auswirkungen jeweils herrschender Umweltbedingungen auf Kulturentwicklung und menschliches Verhalten im skandinavisch-baltischen Raum zu untersuchen, als auch die sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die den Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und seiner Umgebung innewohnen, zu erforschen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Archäologie und naturwissenschaftlichen Disziplinen im ersten Fall und geisteswissenschaftlichen Fächern im zweiten Fall entscheidend.
Dem Themenbereich gehören folgende Forschungsschwerpunkte an:
Grundlagenforschungen in der naturwissenschaftlichen Archäologie
Jagd- und Fischereigeschichte
Wildbeuter in ihrer Umwelt
Laufende Forschungsprojekte des Themenbereichs:
- Bayesian chronological modelling of the early Iron Age in Southern Jutland, Denmark (SFB 1266, G1)
- Bear and human: facets of a multi-layered relationship (Bär und Mensch)
- Bestie und Mensch
- Chronologie der steinzeitlichen Kultur- und Landschaftsentwicklung im östlichen Baltikum, darin das DFG-Projekt „Riņņukalns“
- Das nordfriesische Watt
- Dating human remains potentially subject to 14C reservoir effects
- Dating the spread of pottery among hunter-gatherer-fisher communities (ERC project)
- Die Fundregion Ahrenshöft im Kontext der jungpaläolithischen Havelte-Gruppe
- Fishy food crusts
- Forschungen zur Geschichte der Jagd
- Landschaft und Fauna Ost- und Mitteleuropas im Kontext von vorgeschichtlichem Kulturtransfer und sozioökonomischer Entwicklung
- Late Glacial and Earliest Postglacial Database Project
- Late Glacial reindeer migrations in Northwest Europe
- Machine Learning basierte Rekonstruktion von Paläolandschaften zur verbesserten Interpretation von Mensch-Umwelt-Beziehungen (SFB 1266, B1)
- Pioneers of the North: Transitions and Transformations in Northern Europe evidenced by High-Resolution Datasets (c. 15000–9500 BCE) (SFB 1266, B1)
- Post-SINCOS – Aktuelle Forschungen zur Steinzeit in der westlichen Ostsee
- SFB-Projekt: Estimated subsistence potential of lateglacial landscapes (SFB 1266, B1)
- SFB-Projekt: Transformationsprozesse spezialisierter Wildbeutergruppen (SFB 1266, B2)
- StoneAgeBogs workgroup
- Studien zur Archäologie und Geschichte der Falknerei
- Untersuchungen zur Tiernutzung im südwestlichen Ostseeraum während des 1. Jahrtausends n. Chr.
- Unterwasserarchäologie des Arendsees, Altmark, Sachsen-Anhalt
- URNFIELD